Eine kleine ICH-Geschichte ...

Als sich das Leben als nichts als reines Leben in seiner ursprünglichen Ordnung vollzog, gab es noch keinen, der mit dem, was aus sich selbst heraus passierte, nicht absolut in Übereinstimmung gewesen wäre, denn es gab niemanden, der außerhalb von dieser ursprünlichen Ordnung ein auf sich selbst blicken und das, was passierte, interpretieren konnte. Doch dann gebar sich das Ich-Bewusstsein aus einem zeitlosen, unendlich weiten Raum in dieses Leben hinein und begann sich plötzlich in einer dieser auftauchenden Formen (Körper) zu erkennen. Es fixierte sich auf diese und blickte fortan aus einer Perspektive außerhalb des Einen auf sich selbst, nun jedoch separierend in ein Subjekt – als das es sich erkannte – und in viele andere Objekte, von denen es sich getrennt glaubte, weil sie eine andere Erscheinungsform hatten. Mit dieser geänderten Perspektive aus einem fiktiven, geistigen ICH auf das, was auch weiterhin noch vollkommen aus sich selbst heraus passierte, kam es also zu dieser vermeintlichen Trennung des Menschen vom Rest des Lebens.

Wir begannen von außen auf uns und die Welt zu blicken, uns als Einzelformen zu sehen, die sich in einem andauernden Kampf gegen das Leben beweisen müssen, um in der Vielfältigkeit der Formen nicht unterzugehen, um zu über-leben. Und so stellte sich das fiktive Ich über das, was ohnehin immer weiter von alleine passierte, und glaubte felsenfest, irgendeinen Einfluss darauf nehmen zu können, es irgendwie unter seine Kontrolle bringen zu können, es zu seinen Gunsten, für seine Zwecke verwenden und lenken zu können. Es schaute sich von anderen – vermeintlich von ihm getrennten – Formen das eine oder andere ab, modifizierte, erlernte, bekam auferlegt, versuchte zu verstehen und einzuordnen, bewertete, lehnte ab, hielt fest und klammerte sich an Erlebtes, vermeintlich Erkanntes und von der Gesellschaft Akzeptiertes. Doch in Wahrheit passierte immer noch nur das, was aus sich selbst heraus ins Leben trat, das aber eben aus der Sicht eines von außen auf die Form blickenden Ichs niemals ausreichend war.

Mit der Geburt des fiktiven Ichs entstand auch die Zeit – denn es begann, das, was passierte, einzuteilen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, um sich im sich ständig verändernden Strom des Lebens an einen Strohhalm klammern zu können, der ihm scheinbar Sicherheit gab, indem es das bereits Erlebte und Erlernte aus der Vergangenheit für eine positivere Zukunft nutzen und sich so vor den Übeln des Lebens schützen wollte. Doch genauso fiktiv wie das Ich ist auch die Zeit, da es aus der Sicht des Einen, das sich unaufhörlich jetzt und immer wieder jetzt ins Leben holt, keine reale Bewegung nach vor oder zurück gibt. Nur aus der Sicht der vermeintlich getrennten Ich-Geschichte, die sich in eine dieser Formen des Lebens geträumt hat, scheint es so zu sein, als hätte der Mensch die Möglichkeit, im Leben herumzurühren.

Der Blick von dem, was wir für uns halten (das Ich-Bewusstsein), auf das, was wir für uns halten (den Körper), hob uns von dem, was ununterbrochen von alleine passiert, heraus und ließ uns auf die Suche gehen nach dem, was wir durch diese vermeintliche Trennung glaubten, verloren zu haben – das ungetrennte Leben, die liebende Quelle, das umarmende Eine, die zeitlose Grenzenlosigkeit unseres Seins.

Erlaube deinem Ich nun endlich wieder, zur Ruhe zu finden. Die „Zeit“ ist reif, dass sich der Blick  weiten kann und nicht mehr von außen, sondern aus sich selbst heraus auf jede Erscheinung trifft, die in ihrer Vielfältigkeit für immer – und schon immer – ungetrennt einer natürlichen Ordnung innewohnt, die in ihrer Ein-fachheit letztendlich ein-fach nur staunen lässt.

 

 

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