Lasst es mich kurz vorwegnehmen: Das Leben hat mit sich selbst gar kein Problem. Wie wundervoll das klingt! Doch wer kennt es nicht, dieses ewige Nachdenken, Abwägen, Grübeln, Studieren, Sich-Sorgen-Machen über Dinge, die passieren könnten oder schon passiert sind?
Das Dilemma an der ganzen Geschichte: Es ist tatsächlich nur unsere endlose Denkerei, die Dinge und Probleme erschafft, die in Wahrheit gar nicht existieren, die sonst gar nicht da wären, würden wir nicht über sie nachdenken. Wir machen uns Sorgen über etwas, was niemals eintreten wird. Wir machen uns Gedanken über etwas, was schon lange hinter uns liegt. Wir grübeln über ein Problem, das niemals eines werden wird. Wir wägen Entscheidungen ab, die sich uns gar nie als Wahlmöglichkeit präsentieren. Wir studieren über das, was wir zu sein glauben und in Wahrheit gar nicht sind. Wir erschaffen in unseren Köpfen Themen, die uns in dem, was tatsächlich passiert, niemals begegnen werden. Und leben somit vollkommen am Leben vorbei. Und nicht nur das: Wir machen das Leben durch unser Darüber-Nachdenken erst zu einer Schwierigkeit, die es zu lösen gilt. Mit unserer Grüblerei erschaffen wir Dinge, Probleme, Situationen, die so, wie wir sie uns erdenken, gar nicht sind.
Nachdenken darüber, nicht gut genug zu sein, zu dick zu sein, krank zu sein, ungenügend zu sein, mangelhaft zu sein, hilflos zu sein, alleine zu sein, zu ängstlich zu sein, falsch zu sein, faul zu sein, nicht liebenswert zu sein, es nicht wert zu sein, zu beschäftigt zu sein, zu wenig kreativ zu sein, zu überlastet zu sein, zu dumm zu sein … macht uns erst zu dem, was wir da denken. Nachdenken darüber, dass das Leben ungerecht, unfair, böse, negativ, leidvoll, schwierig ist, macht es erst zu dem, was wir da denken – indem wir das, was wir denken, wenn es nur lang genug in unseren Köpfen herumspukt, beginnen zu glauben. Und schon sitzen wir in der Falle: Wir glauben, wir seien hilflos, wertlos, faul oder krank, das Leben sei dunkel, unsicher, angsteinflößend – und plötzlich scheint es tatsächlich so zu sein, zumindest in unseren Köpfen. Ein Problem ist entstanden, wo vorher keines war.
Denn sobald der Mensch beginnt, über das Leben (also das, was passiert) oder sich selbst nachzudenken, entsteht eine Kluft, eine gedankliche Trennung zwischen ihm und dem Rest, die das Grundübel unseres Leidens darstellt. Wir spalten uns durch unser Nachdenken über das, was passiert, vom Leben ab und bleiben im Modus des Interpretierens, Fehler-Suchens, Bewertens, Skeptisch- und Kritisch-Seins uns und der Außenwelt gegenüber hängen, die wir versuchen, mit unserem ständigen Besser-machen-, Mehr-haben-Wollen, Mehr-erreichen-, Verändern- und Transformieren-Wollen wieder zu kitten.
Doch am Ende jedes Versuchs bleibt immer nur wieder eine (scheinbar getrennte) Person zurück, die nicht das ist, was sie von sich glaubt, die sich aber durch ihr Nachdenken vom restlichen Leben abgespalten sieht und nun versucht, abermals durch Nachdenken und Verstehen dessen, was passiert, dem Dilemma des Getrennt-Seins wieder zu entkommen. Die Katze beißt sich in den Schwanz. Denn solange da jemand ist, der über das Leben nachdenkt, wird derjenige, der glaubt, von ihm getrennt zu sein, mit dem Leben, wie es ihm in seiner scheinbaren Getrenntheit begegnet, niemals ein-verstanden sein. Weil es solange zwei Seiten gibt, die beide nur durch das Denken existieren.
Wenn wir aber erkennen, dass das Nachdenken da-r-über unsere Probleme erst entstehen ließ und lässt, beginnen wir uns zu erinnern, dass da in Wahrheit nur Leben ist, das immer einverstanden ist mit sich selbst – eben deshalb, weil es EINS ist mit sich selbst.
Du bist verwirrt? Keine Sorge! Auch damit gibt es in Wahrheit überhaupt kein Problem. ;) Lass dich einfach ganz drauf ein!