Wie lange glaubten wir nicht, wertvoller zu sein, wenn wir nur genügend „Wertvolles“ anhäuften? Wir suchten unseren Selbstwert im Außen, in angesehenen Jobs, perfekten Beziehungen, teuren Autos, den immer neuesten Klamotten, lehrbuchweise angeeignetem Wissen, Erfolg im Sport, extremer Religiösität, Diplomen, Zertifikaten oder Medaillen, sozialem Status, übertriebener Hilfsbereitschaft, Disziplin oder Ordnungsliebe, Unterwürfigkeit oder Dominanz, falsch verstandener Spiritualität oder familiärer Selbstaufgabe.
Wir haben begonnen zu glauben, dass uns z. B. NUR unsere Beziehung, unser Job oder unsere Familie, unser Auto oder der gut gefüllte Weinkeller, das volle Bücherregal oder die vielen Urkunden an der Wand einen Wert verleihen, der uns sichtbar macht in der Welt.
Was dadurch allerdings passiert ist: wir haben uns gleichzeitig auch von all den Dingen und Personen abhängig gemacht, wie eine Sucht, die nach immer mehr verlangt und nicht mehr ohne kann. - Ohne diese bestimmte eine Person, das teure Auto oder unsere Erfolge wären wir plötzlich „niemand“ mehr, es nicht mehr wert gesehen zu werden.
Wenn die Beziehung also in die Brüche geht, das Auto kaputt, der Job gekündigt wird, bricht für uns eine Welt zusammen. Wir fühlen uns wertlos, nutzlos, einsam, leer - und müssen sogleich das nächste Objekt suchen, das uns wieder vervollständigt und in die Gesellschaft integriert. Ein Teufelskreis aus Festklammern, Verlustangst und Besitzgier entsteht, weil alles, was wir im Außen finden können, zu jeder Zeit und ohne Vorwarnung wieder verloren gehen kann. Deshalb halten wir es mit aller Kraft fest und scheuen jede noch so kleine Veränderung, denn sie könnte unseren von außen auferlegten Wert in seinen Grundfesten erschüttern.
Was aber ist ein Wert wert, der uns Angst macht? Der uns abhängig macht von Menschen und materiellen Gütern? Der uns angespannt zu Klammerern und Gierigen werden lässt?
Lasst uns wieder erkennen, dass es das nicht sein kann! Dass unser eigener Wert niemals verloren gehen kann und nicht festgehalten werden muss. Dass er mit nichts da draußen zu tun hat, sondern als ein zu-friedenes Gefühl in uns wohnt und uns mit jedem Atemzug liebend in die Arme schließt. Dass wir unseren „Selbstwert“ bisher also einfach an der falschen Stelle suchten. Denn die Dinge sind vergänglich, aber das, was wir wirklich sind, ist als Gefühl immer da. Und es braucht nichts, was ihm noch hinzugefügt wird, kein Prädikat, das uns als liebenswert ausweist. Das was wir sind, ist es endlich wieder SELBST WERT, gesehen zu werden. IN uns. Und damit absolut unabhängig, unmittelbar und immer genug.